Auf ein Wort

Wie geht es eigentlich den 100-jährigen in unserer Gesellschaft?

Zum zweiten Mal hat das Institut für Gerontologie an der Universität Heidelberg den Gesundheitszustand und die Lebensqualität von Hundertjährigen in Deutschland untersucht. Für die Studie wurden zwischen 2011 und 2013 insgesamt 95 Hundertjährige in der Rhein-Neckar- Region befragt.


Eine wichtige Erkenntnis der Studie: Die biologisch-genetische Ausstattung des Menschen bildet nur eine – wenn auch bedeutende – Erklärung für das Erreichen eines sehr hohen Alters. Ebenso wichtig sind offenbar psychologische Faktoren: ein aktiver, für neue Anregungen offener Lebensstil, als erfüllend wahrgenommene soziale Kontakte sowie Möglichkeiten, sich für andere zu engagieren und gebraucht zu werden.
Die heutigen Hundertjährigen sind gesünder als die, die vor 11 Jahren 100 Jahre alt waren, zum Zeitpunkt der ersten Hundertjährigenuntersuchung des Heidelberger Instituts. Oft wird gemutmaßt, dass durch den medizinischen Fortschritt auch weniger robuste Menschen ein sehr hohes Alter erreichen, was bedeuten würde, dass sehr alte Menschen heute häufiger krank wären. Die Studienergebnisse belegen das Gegenteil: Die heutigen Hundertjährigen sind im Vergleich zu der früheren Hundertjährigengruppe besser in der Lage, für die Selbstständigkeit zentrale Aktivitäten des Alltags auszuführen, zum Beispiel: ein Telefonat führen, Geldangelegenheiten regeln, Mahlzeiten zubereiten. Dass mehr Menschen das Alter von 100 erreichen, hat also nicht automatisch zur Folge, dass diese Menschen stärker eingeschränkt sind.
Heute leiden weniger Hundertjährige unter Einsamkeit als noch vor zehn Jahren – allerdings sind es immer noch 40 Prozent. Interessant ist, dass es im Hinblick auf die erlebte Einsamkeit keinen Unterschied gibt zwischen Menschen, die noch zu Hause leben und Menschen im Pflegeheim, was zugleich heißt: Auch in Heimen kann es gelingen, Integration, Partizipation und lebendige Kommunikation anzustoßen und zu ermöglichen. Umgekehrt gibt es Einsamkeit auch in der eigenen Wohnung.
Auf die Frage, was denn ein Pflegeheim konkret gegen die Einsamkeit tun könne, führt Prof. Dr. Andreas Kruse, der Leiter des Instituts für Gerontologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg in einem Interview aus: „Sehr alte Menschen streben oft danach, Kontakte mit einigen wenigen Menschen zu schließen und aufrechtzuerhalten – und zwar mit jenen Menschen, mit denen sie in besonderer Weise positive Gefühle austauschen können. Eine bedeutende Aufgabe des Pflegeheims sehe ich darin, dass Kontakte zwischen Menschen vermittelt werden, die nicht nur geistig, sondern auch emotional sehr gut zueinander passen. Hier sind auch die in der Biografie ausgebildeten Vorlieben essentiell. Danach in einer Biografiearbeit zu suchen und dann Kontakte und Begegnungen fördern: dies ist eine wichtige Aufgabe und Chance eines Heimes.“
Es grüsst Sie herzlich
Ihr
Dr. Alfred Knierim

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